Neue ASUE-Arbeitsgruppe für innovative und energieeffiziente Konzepte zur Wärmeversorgung von Wohnquartieren nimmt die Arbeit auf
Die effiziente Versorgung von Wohnanlagen ist ein Kernaspekt der Energie- und Wärmewende auf dem Weg zu einer emissionsarmen und ressourcenschonenden Lebensweise. Weil einzelne Heizungsanlagen aufgrund von Baugröße und technischen Limitationen in Primärenergieeinsatz und Wirkungsgrad oft beschränkt sind, bietet die Zusammenfassung von vielen Wohneinheiten die Möglichkeit, besonders effiziente Verfahren zum Heizen und Kühlen einzusetzen. In der Vorstellung von Planern, Behörden und zukünftigen Hausbesitzern erscheinen aber gebäudebezogene Einzelanlagen oftmals einfacher, weshalb die sogenannten Nahwärmenetze zurzeit noch ein Nischendasein fristen.
Zum Start ins neue Jahr 2018 haben sich in Berlin Vertreter aus Wissenschaft, Energiewirtschaft, Industrie und Verbänden der Energiewirtschaft auf Einladung der ASUE zur neuen Arbeitsgruppe „Quartiersversorgung“ zusammengeschlossen. In einer angeregten Diskussion wurden technologische Möglichkeiten beleuchtet, rechtliche Rahmenbedingungen benannt und Einblicke in die wenigen, bereits bestehenden Projekte gegeben.
Multivalente Lösungen und Energiedesign
Die Versorgung eines Quartiers mit mehreren 100 Wohneinheiten muss ausfallsicher sein. Gleichzeitig sollten für einen ressourcenschonenden Betrieb Umweltwärme und/oder Bioenergie eingesetzt werden. Um kurzzeitige Spitzenleistungen darzustellen, müssen dagegen gespeicherte Energieträger eingesetzt werden. Die Kosten dürfen sich dabei für den Endverbraucher nicht wesentlich von denen für selbst erzeugte Wärme unterscheiden.
Die Mitglieder der neuen ASUE-Arbeitsgruppe diskutierten daher anhand realer Projekte die Machbarkeit von verschiedenen Projektvarianten. So erstaunte ein Konzept mit gasbetriebenen Absorptionswärmepumpen, bei dem die Wärme zu einem Preis von 8,5 Ct/kWh bereitgestellt werden kann, wobei es sogar Kälte gratis dazu gibt. Als besonders wichtig wurde im Rahmen der Erörterung angemahnt, dass eine zeitgemäße Energieversorgung als vorlaufender Planungsschritt Teil jeder Bauplanung sein muss. Das komplexe Energiedesign muss durch die Bereitstellung gut verständlicher Informationen ermöglicht werden.
Anhand eines hessischen Energiedorfs konnte gezeigt werden, dass vielfach nur multivalente Lösungen, d. h. die Kombination mehrerer unterschiedlicher Wärmequellen, zum Ziel führen. In diesem realen Beispiel wurde eine Biogasanlage von einer extra dafür gegründeten, dörflichen Genossenschaft übernommen und erweitert. Im Ort wurde ein Nahwärmenetz gelegt, über das die meist in Einfamilienhäusern lebenden Abnehmer mit der Wärme aus der Biogasanlage versorgt werden. Zusätzlich wurden Pelletkessel, ein Satelliten-Biogas-BHKW und ein Bio-Propan-Brenner zur Abdeckung von Spitzenlasten an verschiedenen Anschlusspunkten im Netz installiert. Bei drei außerhalb der Ortschaft angesiedelten Mitgliedern der Genossenschaft wurden weitere Pelletheizungen installiert
Energiewende, aber richtig!
Die ASUE freut sich, dass eine lebhafte und gewinnbringende Diskussion zwischen den Teilnehmern schon auf der ersten Sitzung der neuen Arbeitsgruppe stattfand. Es wurde deutlich, dass die Energiewende auch im Quartiersmaßstab nicht mit einseitiger Fixierung auf bestimmte Energien und Technologien gelingen kann. Vielmehr müssen effiziente Verfahren intelligent verschaltet und speicherbare Ressourcen pragmatisch eingesetzt werden. Der Endverbraucher benötigt Wärme und ggf. Kälte, die verlässlich erzeugt wird und den Geldbeutel nicht über alle Maße belastet. Nur präzise und unter Berücksichtigung der vielen lokalen Parameter geplante Anlagen ermöglichen letztendlich die effiziente Ausnutzung von Umweltwärme auch in großem Maßstab.
Die Mitglieder der neuen ASUE-Arbeitsgruppe „Quartiersversorgung“ haben das Ziel, Informationsmaterial hervorzubringen, das auch dem Nichttechniker die Funktionsweisen und Vorzüge der verschiedenen, eingesetzten Technologien nahe bringt. Dadurch soll zum einen die Scheu vor entsprechenden Planungsschritten genommen werden. Zum anderen wird die ASUE die Ergebnisse nutzen, um sich gemeinsam mit den beteiligten Verbänden bei der Politik für geeignete rechtliche Rahmenbedingungen einzusetzen.
Jürgen Stefan Kukuk
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