03. Dezember 2021

gatwat Online-Fachforum: Sanierungsrate von 1,4 %/a reicht für Klimaschutzziele aus

Die Wärmewende wird im Bestand entschieden. Diese Tatsache ist allen bewusst, die sich ernsthaft mit den Maßnahmen gegen den Klimawandel beschäftigen. Doch welcher Aufwand steht dahinter, wie viele Gebäude müssen jedes Jahr saniert werden? Im Rahmen der gatwat 2021 hat Wolfgang Köppel vom Engler-Bunte-Institut in einem Online-Event am 3. Dezember 2021 Studienergebnisse vorgestellt, nach denen eine Sanierungsrate von 1,4 Prozent pro Jahr bei hoher Effizienz die niedrigsten Kosten aufweise.

Sanierungsstau: Der Gebäudebestand hinkt hinterher

Die beinahe 20 Millionen Gebäude in Deutschland sind größtenteils in veraltetem, haustechnischem Zustand. Im Mittel verbrauchen deutsche Haushalte ca. 130 kWh/m²a für die Erzeugung von Raumwärme und heißem Trinkwasser. Um diesen Wert deutlich zu senken und die damit verknüpften CO2-Emissionen einzusparen, muss der Gebäudebestand saniert werden. Dabei steht oftmals die Frage, ob ein Abriss mit anschließendem hocheffizientem Neubau wirtschaftlich besser als eine Sanierung ist, im Raum. Weil diese Frage oftmals schwer zu beantworten ist, werden notwendige Entscheidungen verschleppt und die Sanierungsrate des Gebäudebestands stagniert seit vielen Jahren bei ca. 1 Prozent pro Jahr. Dies ist zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen.

Schon vor knapp 10 Jahren forderten wir eine Erhöhung der Sanierungsrate von 1 auf 2 %/a. 2019 forderte der Energieberaterverband GIH in seiner Verbandszeitschrift Energie KOMPAKT gar 3 %/a, aber auch die Deutsche Energieagentur dena hat sich 2021 auf mindestens 2 %/a festgelegt.

Forschungsprojekt Roadmap Gas 2050

Im Rahmen des Roadmap Gas 2050-Projekts, dessen Ergebnisse am 3. Dezember 2021 in einem eigenen online-Event während der digitalen gatwat 2021 vorgestellt wurden, hat das Engler-Bunte-Institut (EBI - DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie) im Teilprojekt 4 eine Betrachtung des Energiesystems durchgeführt. Ein besonderes Interesse galt der Frage, wie sich die Energienachfrage und ihre Darbietung in Abhängigkeit über die Zeit variierender Szenarienmodellierungen des DVGW verändert.

Als zentrales Ergebnis stellte Wolfgang Köppel, Gruppenleiter Systeme und Netze in der Abteilung Gastechnologie am EBI, vor, dass eine Sanierungsrate von 1,4 Prozent pro Jahr die niedrigsten Kosten bei gleichzeitig hoher Effizienz aufweise. Dies werde dadurch ermöglicht, dass in 2050 bzw. 2045 Spitzenlasten in Netzen und alten Gebäuden auf Basis von Gastechnik versorgt werden. Dagegen stehen für Einfamilienhäuser und Grundlasten in Netze Stromtechnologien bereit.

Mit dieser undogmatischen Herangehensweise könnte der Sanierungsstau aufgelöst werden. Mit einem klaren Bekenntnis, jede Technologie dort einzusetzen, wo sie ihre unbestreitbaren Stärken hat, sollte auch der Gebäudebestand an der Energie- und Wärmewende teilhaben können.

Weitere Informationen

Hier finden Sie alle Informationen zum Projekt "Roadmap Gas 2050": www.dvgw.de/themen/forschung-und-innovation/roadmap-gas-2050

Ansprechpartner:

Thomas Wencker
Telefon: 0 30 / 22 19 13 49-0
E-Mail: thomas.wencker@asue.de


Wolfgang Köppel, EBI: Eine Sanierungsrate von 1,5 Prozent pro Jahr ist kosten- und energieeffizient

Weitere Informationen

Hier finden Sie alle Informationen zum Projekt "Roadmap Gas 2050": www.dvgw.de/themen/forschung-und-innovation/roadmap-gas-2050

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