Praxistest: Wie günstig sind Erdgasfahrzeuge wirklich?
Dass die Besitzer von Erdgasfahrzeugen dank eines bis zum Jahr 2020 garantierten niedrigeren Mineralölsteuersatzes vor allem von deutlich geringeren Treibstoffkosten profitieren, ist bekannt. Doch welche Einsparungen im Vergleich zu Diesel- oder Benzinfahrzeugen lassen sich im Laufe eines ganzen Fahrzeuglebens dadurch ganz konkret erzielen? Werner Breihofer aus Spenge bei Herford, seit Anfang 2000 Besitzer eines Erdgasfahrzeuges, wollte es genau wissen und führte vom ersten Kilometer an ein Tagebuch für seinen Volvo V 70 Bi-Fuel.
Werner Breihofer muss täglich einen Weg von rund 100 Kilometern zurücklegen. Deshalb kam für ihn der Kauf eines Benzin-Fahrzeuges von vornherein nicht in Betracht. Und bei einem Diesel-Kfz störten die hohen steuerlichen Belastungen. So entschied er sich Anfang des Jahres 2000, ein Auto zu kaufen, das sowohl mit Benzin als auch Erdgas betrieben werden kann, zumal sein regionaler Erdgasversorger die Hälfte jener Mehrkosten übernahm, die über die Anschaffung eines rein benzingetriebenen Pkw hinaus gingen.
Bis zum Februar 2004 legte Herr Breihofer mehr als 110.000 Kilometer mit seinem Volvo V 70 Bi-Fuel zurück, davon über 96 Prozent im Erdgas-Betrieb. Und da ihn interessierte, welche Einsparungen er damit gegenüber anderen Fahrzeugtypen realisieren konnte, führte er die ganze Zeit über Buch. Seine Aufzeichnungen gingen dabei weit über die übliche Verbrauchsdatenerfassung wie getankte Treibstoffmenge und damit überbrückte Entfernungen hinaus. Denn um einen echten Vergleich ziehen zu können, notierte Herr Breihofer jedes Mal beim Tanken auch die aktuellen Diesel- und Superpreise als Preisvergleichsgrundlage.
Die Bilanz nach vier Jahren Erdgasbetrieb war für Herrn Breihofer verblüffend, denn die tatsächlich erreichten Einsparungen übertrafen seine Vorausberechnungen deutlich. Für die insgesamt 105.956 mit Erdgas gefahrenen Kilometer ergaben sich bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 8,4 kg/100 km und einem Durchschnittspreis von 0,58 Euro/kg Erdgas Treibstoffkosten in Höhe von rund 5.200 Euro (alle Durchschnittswerte beziehen sich auf den vierjährigen Zeitraum). Hätte Herr Breihofer diese Strecke mit Superbenzin zurückgelegt, wäre er bei einem vierjährigen Durchschnittspreis von 1,05 Euro pro Liter Super unter Berücksichtigung eines gemittelten Benzinverbrauchs von 10,8 l (Werksangabe) an der Tankstelle mit rund 12.000 Euro zur Kasse gebeten worden. Ergibt eine Einsparung von insgesamt 6.800 Euro beziehungsweise 1.700 Euro pro Jahr. Damit hatten sich die gesamten Mehrkosten der Erdgasvariante des Volvo gegenüber einem reinen Benzin-Modell in Höhe von rund 1.200 Euro schon in weniger als einem Jahr amortisiert!
Auch im Vergleich zu einem Diesel-Pkw hat der Erdgas-Volvo die Nase vorn: Ein Dieselfahrzeug vergleichbarer Motorisierung benötigt durchschnittlich 8,3 Liter pro 100 Kilometer. Zusammen mit dem gemittelten Vierjahres-Dieselpreis von 0,83 Euro pro Liter belaufen sich die Treibstoffkosten für eine Strecke von 105.956 Kilometern auf fast genau 7.330 Euro, woraus durch den Erdgasbetrieb eine Einsparung von insgesamt 2.130 Euro oder 532,50 pro Jahr resultiert. Darüber hinaus profitierte Herr Breihofer auch noch von der gegenüber einem Diesel-Pkw günstigeren Einstufung seines Erdgas-Volvos bei der Kfz-Steuer.
Nicht zu vergessen sind auch Umweltvorteile, die mit der Nutzung eines Erdgasfahrzeuges verbunden sind, denn im Vergleich zu einem Benziner werden rund 25 Prozent Kohlendioxid, 75 Prozent Kohlenmonoxid und 60 Prozent an reaktiven Kohlenwasserstoffen weniger an die Umwelt abgegeben. Gegenüber einem Diesel-Kfz fällt die Umweltbilanz ähnlich positiv aus: Hier sinken der Kohlenmonoxid-Ausstoß um rund 50 Prozent und die Stickoxid-Emissionen um 70 Prozent, während die reaktiven Kohlenwasserstoffe um 80 Prozent und die Rußpartikel sogar um 99 Prozent abnehmen.
Jürgen Stefan Kukuk
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