Bundesregierung streicht Mini-KWK-Förderung – Breite Markteinführung innovativer Technologie steht auf dem Spiel Mit der Aufhebung der Haushaltssperre für das Marktanreizprogramm (MAP) beschränkt die Bundesregierung ihre Fördermaßnahmen auf den Einsatz erneuerbarer Energien. Innovative, energieeinsparende Technologien wie kleine Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (Mini-KWK) bleiben außen vor, weil das Mini-KWK-Förderprogramm nicht fortgeführt wird. Ehrgeizige Energieeinsparziele und die Erhöhung des Stromanteils aus der umweltschonenden Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) geraten so in der Debatte über die Förderpolitik unter die Räder. Die ASUE Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. forciert deshalb die Debatte über die Rahmenbedingungen zur Markteinführung innovativer Effizienztechnologien mit den Akteuren aus der Bundes- und Landespolitik. Am 14. Juli hat die ASUE nun die Diskussion über klimaverträgliche und äußerst effiziente Energieversorgungssysteme in Deutschland mit dem Bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil und den fachpolitischen Sprechern aller Landtagsfraktionen fortgesetzt. Im Mittelpunkt des ASUE-Effizienzdialogs unter dem Titel „(R)Evolution im Heizungskeller“ auf der Münchener Praterinsel standen dabei die Möglichkeiten der dezentralen Stromerzeugung durch Kleinkraftwerke hinsichtlich der aktuellen Klimaschutzziele der Bundesregierung und der Erhöhung des Anteils von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) an der Stromversorgung. Gut 80 Entscheider aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Kammern und Verbänden suchten den Dialog über diese Zukunftsfragen und informierten sich aus erster Hand über die neuesten Mini-KWK-Geräte in der begleitenden Ausstellung. „Die Bundesregierung muss nun Antworten auf die Frage geben, wie sie zur Erhöhung des KWK-Stromanteils beitragen will, wenn sie ihre eigenen Klimaschutzziele nicht gefährden will“, forderte Klaus-Peter Dietmayer, Mitglied des Präsidiums der ASUE. Angekündigt hatte sie die Verdopplung des KWK-Stromanteils auf 25 % bis 2020. Bis zum Stopp des Mini-KWK-Förderprogramms wurde deshalb bis Ende 2009 auch der Einsatz kleiner KWK-Anlagen mit Zuschüssen unterstützt. Es wurden 10.200 Förderanträge gestellt, und gut 7.000 Anlagen sind seitdem in Betrieb gegangen. „Ohne finanzielle Anreize wird die Nachfrage einbrechen und dieser Pfad der effizienten Energienutzung blockiert werden. Für die Entwicklung neuer Gerätelinien kann das das Aus bedeuten, denn insbesondere neue Technologien sind auf ihrem Weg in den Markt auf verlässliche, konsistente Rahmenbedingungen angewiesen“, erklärte Dietmayer. Mit Blick auf die Energieeffizienz hob Minister Martin Zeil die Bedeutung der Kraft-Wärme-Kopplung hervor, denn sie „führt zu einem insgesamt verringerten Brennstoffbedarf und ist nicht nur für Industriebetriebe sondern gerade auch für Privathaushalte sehr interessant.“ Aus diesem Grund beurteilte Tobias Reiß, energiepolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, „eine Förderung als sinnvoll, um neue Technologien zur Marktfähigkeit zu verhelfen.“ Durch den Einsatz moderner Technologien ist eine Reduzierung von jährlich über 10 Millionen Tonnen CO2 möglich. Hier eröffnet sich die Chance, mit „Strom erzeugenden Heizungen“ nicht nur Wärme, sondern auch Strom dezentral im eigenen Haus zu produzieren. “Mit diesem praxisnahen Ansatz ist zugleich eine energiepolitische Vision verbunden“, so Dietmayer, „dezentrale KWK-Anlagen können zukünftig mithilfe neuer, intelligenter Stromnetze zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschaltet werden. Das ist eine Herausforderung für die heutige Stromversorgungsinfrastruktur.“ „Insbesondere Eigenheimbesitzer sollten sich vor der Modernisierung ihrer Heizungsanlage intensiv informieren und z.B. auch Nachbarschaftsmodelle zur gemeinsamen Nutzung von KWK-Anlagen ins Kalkül ziehen“, empfahl Ludwig Hartmann, energiepolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN. „Auch die regionale Politik muss sich der Herausforderung der konkreten Umsetzung klimapolitischer Ziele stellen, dabei beim Bürger für Akzeptanz werben und gleichzeitig bürokratiearme Unterstützung anbieten“, skizzierte Tobias Thalhammer, energiepolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Die ASUE fordert die Weiterführung einer Anreizförderung für Mini-KWK-Anlagen, weil diese ein unverzichtbarer Impuls für Investitionen in den Klimaschutz ist sowie für Arbeitsplätze im Handwerk und bei Energiedienstleistern in der Region. „Bisher hat jeder Förder-Euro eine etwa achtfache Investition ausgelöst – gut angelegtes Geld. Alles spricht also für eine Unterstützung dieser innovativen Technologie“, sagte Dietmayer. _______________________________________________________ Strom erzeugende Heizungen Mikro- und Mini-KWK-Geräte auf dem Weg in den Markt Die breite Einführung „Strom erzeugender Heizungen“ bietet eine hervorragende Chance, die notwendige Modernisierung des Heizungsbestands in Deutschland mit einer klimaverträglichen Wärme- und Stromerzeugung zu koppeln. Allein in den nächsten Jahren müssten von 17,8 Mio. fast 5 Mio. Heizungen im Einfamilienhausbereich ersetzt werden. Mit einem verstärkten Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sind damit weitere Vorteile verbunden: Die Energie wird besonders effizient genutzt, es werden elektrische Leitungsverluste vermieden und mit neuen Geschäftsfeldern für Handwerks- und Energiedienstleistungsunternehmen werden die regionale Wertschöpfung gestärkt sowie Arbeitsplätze gesichert. Aus politischer Sicht wird diese Form der Energieumwandlung favorisiert. So soll der Anteil des in KWK-Anlagen erzeugten Stroms in Deutschland bis 2020 auf dann 25 % verdoppelt werden. Seit September 2008 wurde der Einsatz kleiner KWK-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 50 kWel durch das Mini-KWK-Förderprogramm mit Investitionszuschüssen unterstützt. 10.200 Anträge wurden gestellt und die Anzahl installierter Anlagen hat sich von 1.800 in 2008 auf über 4.400 in 2009 mehr als verdoppelt. Mittlerweile sind gut 7.000 Förderanträge abgewickelt. Auch im unteren Leistungsbereich bis etwa 10 kWel ist bei den Mikro-KWK-Anlagen spürbare Dynamik zu verzeichnen: Erste Geräte dieser Größenklasse sind bereits eingeführt, weitere befinden sich in der Entwicklungs- bzw. Optimierungsphase und somit an der Schwelle zur Marktreife. Zu den Anbietern zählen unter anderem die führenden Heizungsanlagenhersteller in Deutschland sowie auf Energiedienstleistungen und auf den Vertrieb von BHKW spezialisierte Unternehmen. Die Anzahl der am Markt angebotenen BHKW-Modelle hat sich seit Mitte 2008 deutlich erhöht. Neue Hersteller sind auf den Markt gedrungen. _______________________________________________________ Strom erzeugende Heizungen Praktizierte Ressourcenschonung im Heizungskeller Eine Möglichkeit, Brennstoffe besonders effizient zu nutzen und einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist die kombinierte Erzeugung von Wärme und Strom, die sog. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Was sich im großen Maßstab bewährt hat, wird nun auch mit innovativen, dezentralen Mikro- und Mini-KWK-Anlagen in Ein- und Mehrfamilienhäusern möglich: Mit sogenannten „Strom erzeugenden Heizungen“ können Hausbesitzer Wärme und einen großen Teil des benötigten Stroms im eigenen Keller selbst erzeugen. Das Funktionsprinzip ist einfach und effizient: Bei der Verbrennung von beispielsweise Erd- oder Biogas entstehen gleichzeitig thermische Energie (Wärme) und mechanische Energie. Die Wärme wird für die Heizung und die Warmwasserbereitung eingesetzt. Mit der mechanischen Energie wird ein Generator zur Stromerzeugung angetrieben. Durch die gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung direkt im Haus reduzieren sich die Umwandlungsverluste, ebenso wie die Übertragungsverluste aufgrund verkürzter Transportwege. Zudem kann die nicht selbst genutzte Elektroenergie ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden – dafür gibt es dann sogar noch eine Einspeisevergütung, für den selbstgenutzten Strom wird das Netzentgelt vermieden und bei einem über 70%igen Anlagennutzungsgrad wird z.B. die Erdgas-Energiesteuer zurückerstattet. Den KWK-Zuschlag gibt es für den insgesamt erzeugten Strom. Hausbesitzer können auf vielfältige Weise von einer Strom erzeugenden Heizung profitieren. Mit einem solchen System lassen sich bis zu 100 % des Wärme- sowie bis zu 80 % des Strombedarfs im eigenen Heim sehr effizient abdecken. Darüber hinaus profitiert auch die Umwelt durch einen in der Gesamtbilanz deutlich verringerten Kohlendioxid-Ausstoß. Untersuchungen der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. aus München zeigen, dass dezentrale KWK-Systeme im Vergleich zu einer Gebäudeenergieversorgung mit einem Heizkessel zwischen 22 % und 31 % geringere CO2-Emissionen aufweisen. Als Referenz der ungekoppelten Erzeugung wurden der Bestand an Heizungsanlagen und der deutsche Strommix angesetzt.