Die Erneuerbaren Gase Biogas, Biomethan und Wasserstoff: Eine rasante Entwicklung
Erneuerbare Gase bringen Klimaneutralität auch in veralteten und aus Mehrfamilienhäusern bestehenden Gebäudebestand. Des Weiteren defossilisieren sie gewisse Sparten der Schwerindustrie, durch moderne Brennstoffzellentechnik aber auch den Schwerlastverkehr. Vor allen Dingen beim grünen Wasserstoff ist ein Verteilungskampf im Gange, im Fall von Biomethan lässt dieser aber auf sich warten. Eine Zusammenfassung.
Wasserstoff: Wunsch und Wirklichkeit
Im Juni 2020 hat die Bundesregierung ihre Wasserstoffstrategie veröffentlicht. Vertreter der Gasbranche begrüßten, dass Ihre Wünsche zu einem nachhaltigeren Energiesystem auf Basis von Wasserstoff endlich das Gehör des Gesetzgebers gefunden hatten. Im Detail ist man sich aber bis heute uneins. Sollen, wie das Bundeswirtschaftsministerium es zumeist verlauten lässt, der Schwerlastverkehr und die Schwerindustrie den Vorzug vor dem Wärmemarkt behalten? Insbesondere beim Gebäudebestand in sozial schwachen Stadtteilen lassen sich aber mit erneuerbaren Gasen günstiger defossilisieren, als mit einer elektrischen Wärmeversorgung der Fall wäre. Spezifisch hat die E.ON dies anhand des Essener Stadtgebietes nachgewiesen (Pressemeldung E.ON vom 21. Januar 2021: Energiewende mit Grünem Gas hilft einkommensschwachen Haushalten). Wie eine Quartiersversorgung mit Wasserstoff tatsächlich möglich wird, kann man sich heute schon der „Neuen Weststadt“ in Esslingen bei Stuttgart anschauen. Auch Ludwigshafen (gwf Gas + Energie vom 26. August 2020: Wasserstoff als Teil der Quartierslösung in Ludwigshafen)und Gütersloh (Süddeutsche Zeitung vom 26. Februar 2021: Wohnen mit Wasserstoff) planen jeweils eigene Wohngebiete mit einem gewissen Anteil an Lokal erzeugten Wasserstoff.
Wie dem auch sei, die ASUE hat mit ihren bisher zwei Broschüren zum Thema Wasserstoff ihren Teil zu einer sachlichen Diskussion über das hochinteressante Gas veröffentlicht. In den Wasserstoff Grundlagen werden allgemeinverständlich die wichtigsten technischen Parameter und generellen Eigenschaften von Wasserstoff und der Wasserstofftechnologie erklärt. Die zweite Wasserstoff Broschüre stellt dagegen die spezifischen Anwendungen in der Industrie und in der Energiewirtschaft in den Vordergrund. In Planung ist eine weitere Informationsbroschüre zum Stand der Wasserstoffnutzung im Wärmemarkt.
Biogas/Biomethan: Konsolidierter Anlagenbestand in 2050?
Und Biomethan bzw. Biogas? Die Boomjahre sind vorbei. Trotzdem schlummert in den landauf landab installierten, mehr als 9.000 Biogasanlagen ein großes Potenzial. Denn so genannte, nach 20 Jahren EEG-Betrieb ausgeförderte Biogasanlagen funktionieren meist dank der langen Betriebszeit hervorragend und auch das Personal kennt sich bestens mit ihnen aus. Wenn es hier also gelingt auch ohne landwirtschaftliche Monokulturen grünes Gas zu erzeugen, beispielsweise aus Reststoffen oder ökologisch angebauten Pflanzenmischungen, so könnte auch dieser auch im Winter grund- und spitzenlastfähige Bestandteil des Energiemixes der Zukunft hinzugerechnet werden.
Weil die Branche aus der Politik und verschiedenen, meinungsstarken Verbänden immer mehr Gegenwind bekommt hat sich der DVGW zusammen mit dem Fachverband Biogas eine Analyse durchgeführt. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Basisarbeit der beiden Verbände wurde im Februar veröffentlicht. Eine der Kernaussagen ist, dass im Jahr 2050 rund 300 TWh grüner Gase zur Versorgung bereitstehen könnten. Dabei entstammen 107 TWh aus der klassischen Biogaserzeugung mit angeschlossener Gasaufbereitung, 99 TWh könnten aus der thermochemischen Umwandlung von Holz und den Reststoffen der Holzverarbeitung stammen. Weitere 99 TWh würden bereitstehen, wenn man das CO2, das bei der Aufbereitung zu Biomethan frei wird, zusammen mit grünem Wasserstoff methanisiert (energate vom 05. Februar 2021: Biomethan hat Potenzial von 300 TWh).
Erneuerbare Gase sind kein Selbstläufer
Damit dieses Potenzial nicht versiegt muss die Politik gegensteuern um Steuern. Das grüne Gas braucht dringend besseren Rahmenbedingungen. Neben der Landwirtschaft profitieren auch Verbraucher in den Städten von den klimaneutralen Eigenschaften des Gases, wenn es denn gelassen wird. Denn aufgrund vieler Hemmnisse bleiben zurzeit viele Erzeuger von Biomethan auf ihrem wertvollen Rohstoff sitzen und schalten ihre Anlagen mitunter sogar ab.
Die ASUE setzt sich weiter dafür ein, dritten Säule der Energiewende, den Molekülen, bei der Erfüllung ihrer wichtigen Aufgabe zu Seite zu stehen. Dies geht zum einen durch die Verbreitung effizienter Technologie, zum anderen ist auch die schlichte Information der Marktteilnehmer unabdingbar für einen langfristigen Einsatz dieses im Unterschied zum Strom übersaisonal speicherbaren Energieträgers.
Thomas Wencker
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